Zoll- und Steuerkontrollen im Lichte des Berichts „Unternehmer unter der Lupe der Finanzbehörden 2025“ – wachsender Druck auf Unternehmen
Die Zoll- und Steuerkontrolle entwickelt sich zunehmend zu einem der wichtigsten Mechanismen, die das Verhältnis zwischen Unternehmern und der Steuerverwaltung in Polen prägen. Der aktuelle Bericht „Unternehmer unter der Lupe der Finanzbehörden 2025“, erstellt von MDDP und der Konföderation Lewiatan (dem führenden polnischen Unternehmerverband), zeigt auf, wie sich das Kontrollumfeld in Polen verändert – vom Umfang über die Methoden bis hin zu den Folgen für die Wirtschaft.
Dabei ist anzumerken, dass die Finanzverwaltung heute über zwei grundlegende Arten von Kontrollverfahren verfügt: die Steuerprüfung, die von den Finanzämtern durchgeführt wird, und die Zoll- und Steuerkontrolle, die von spezialisierten Einheiten der Nationalen Finanzverwaltung (KAS) durchgeführt wird. Die zweite Form – wesentlich umfangreicher und weniger formalisiert – verdrängt zunehmend die klassischen Steuerprüfungen und wird zum wichtigsten Instrument der Überprüfung von Unternehmen.
In diesem Artikel:
Dominanz der Zoll- und Steuerkontrollen
Der Bericht zeigt einen deutlichen Anstieg der Bedeutung von Zoll- und Steuerkontrollen in Polen in den letzten fünf Jahren. Im Jahr 2019 machten sie nur 12,5 % aller Kontrollen aus, während es 2024 bereits über 38 % waren. Laut KAS wird sich dieser Trend fortsetzen.
Obwohl die polnischen Zoll- und Steuerbehörden über weitreichendere Befugnisse verfügen, ist der rechtliche Schutz von Unternehmen während solcher Prüfungen begrenzt. Der Mangel an klar definierten Fristen sowie die umfassenden Befugnisse der Behörden verstärken das Ungleichgewicht zwischen den Kontrollorganen und den Steuerpflichtigen.
117.500 Kontrollen und 45 Mrd. PLN an Steuerausfällen
Zwischen 2019 und 2024 wurden in Polen insgesamt 117.500 Kontrollen durchgeführt – durchschnittlich 77 pro Tag (ca. 59 steuerliche und 18 zoll- und steuerliche Kontrollen). Die meisten Kontrollen fanden im Jahr 2022 statt, die wenigsten im Jahr 2024 – was Experten auf besseren Datenzugang und effizientere Unternehmensauswahl zurückführen.
In diesem Zeitraum wurden über 45 Mrd. PLN (entspricht ca. 10,5 Mrd. EUR) an Steuerausfällen aufgedeckt:
- 27,5 Mrd. PLN bei Zoll- und Steuerkontrollen,
- 18 Mrd. PLN bei steuerliche Betriebsprüfungen.
Der durchschnittliche Steuerrückstand pro Zoll- und Steuerkontrolle belief sich auf über 1 Mio. PLN – ein deutliches Zeichen, dass jede Kontrolle in Polen ein erhebliches finanzielles Risiko für Unternehmen darstellen kann.
„Effizienz“ von 98 %?
Im Jahr 2024 wurden bei 98 % der steuerlichen Betriebsprüfungen und 94 % der Zoll- und Steuerkontrollen Unregelmäßigkeiten festgestellt. Eine so hohe „Effizienz“ wirft Fragen auf – handelt es sich wirklich um ein perfektes Fallauswahlverfahren, oder besteht ein impliziter Druck, jede Prüfung mit Feststellungen abzuschließen?
Umso mehr, als die Zahl der tatsächlichen Zahlungen nach den Kontrollen relativ gering bleibt, was darauf hindeutet, dass einige Entscheidungen möglicherweise voreilig oder schlecht dokumentiert sind.
Fehlende Benachrichtigungen und langwierige Verfahren
Nur 1 von 10 Steuerzahlern erhielt eine Benachrichtigung über eine Kontrolle, obwohl dies laut Vorschriften der Standard sein sollte. Das Fehlen vorheriger Informationen verhindert die freiwillige Korrektur von Fehlern und erhöht sowohl den Stress als auch das Verfahrensrisiko.
Ein weiteres Problem stellt die Dauer der Kontrollen dar:
- Zoll- und Steuerkontrollen: im Durchschnitt 332 Tage,
- Steuerprüfungen: im Durchschnitt 113 Tage.
Solch lange Verfahren führen nicht nur zu kostspieliger Unsicherheit für Unternehmen, sondern auch zu realen finanziellen Belastungen – beispielsweise durch steigende Verzugszinsen.
Zoll- und Steuerkontrollen erfordern Ausgewogenheit
Der Bericht macht deutlich, dass die Zoll- und Steuerkontrolle, als zunehmend eingesetztes Instrument der polnischen Steuerverwaltung, auf dem Prinzip des Gleichgewichts beruhen sollte – zwischen der Effizienz der Behörden und dem tatsächlichen Schutz der Rechte der Steuerpflichtigen.
Zu den zentralen Empfehlungen des Berichts gehören:
- Mehr Transparenz in den Prüfverfahren,
- Wiederherstellung wirksamer prozessualer Schutzmechanismen,
- Vereinheitlichung und Verkürzung der Kontrollzeiten.
Fazit für Unternehmen
Der Bericht „Unternehmer unter der Lupe der Finanzbehörden 2025“ zeigt eindeutig: Die Zoll- und Steuerkontrolle ist in Polen kein Einzelfall mehr, sondern ein systemisches Risiko für Unternehmen. Angesichts des zunehmenden Umfangs und der Intensität der Kontrollen durch die polnische Steuerverwaltung sollten Unternehmen ihre internen Abläufe und Dokumentationen gut vorbereiten.
Um die Interessen Ihres Unternehmens in Polen zu schützen, empfiehlt es sich, potenzielle Risikobereiche frühzeitig zu analysieren und professionelle Unterstützung durch Experten im polnischen Steuerrecht in Anspruch zu nehmen. Erfahrene Steuerberater können nicht nur die Folgen möglicher Unregelmäßigkeiten minimieren, sondern auch steuerliche Sicherheit in allen Phasen Ihrer Geschäftstätigkeit gewährleisten. Nutzen Sie die Steuerberatungsdienste der Experten von getsix®.
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